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Aufgaben

Aufgabenstellungen in der Ingenieurgeologie

Die Aufgabenstellungen in der Ingenieurgeologie betreffen im Allgemeinen die Wechselwirkungen zwischen dem Bauwerk und dem Baugrund, d.h. den anstehenden Böden und Gesteinen.

Während die Bauwerke auf der einen Seite durch die Variabilität der Konstruktion relativ anpassungsfähig gestaltet werden können, lassen sich die Merkmale des Baugrundes oder Bauraumes auf der anderen Seite nur vergleichsweise begrenzt beeinflussen.

Von besonderer Bedeutung sind daher umfassende Kenntnisse über alle bauwerksrelevanten Qualitäten des beeinflussten Baugrundes im Sinne einer optimalen Anpassung der Konstruktion des Bauwerkes.

Vorrangige Aufgabe der Ingenieurgeologie ist daher die Erkundung des Baugrundes im Vorfeld einer Baumaßnahme. Diese Erkundung erfolgt mit einer Vielzahl indirekter und direkter Methoden, sie basiert auf einer gründlichen regional- und strukturgeologischen Kenntnis und folgt einem bauwerksspezifisch ausgerichteten Programm.

Dem Baugrund, dem Verständnis seines strukturellen Aufbaus, der Analyse seiner stofflichen Zusammensetzung, der Prognose seines mechanischen Verhaltens und seiner möglichen Veränderungen unter dem Einfluss des Bauvorganges und des Bauwerkes gelten die Aufmerksamkeit der Ingenieurgeologie. Wesentliche Beiträge zur ingenieurgeologischen Baugrundbeurteilung leiten sich ab aus geomechanischen und gesteinsphysikalischen Materialuntersuchungen. In enger Kooperation mit den Bauingenieuren ist Stellung zu nehmen zur technischen Machbarkeit und Durchführung eines Bauvorhabens.

Nach der Vorerkundung folgt die Aufnahme und Dokumentation des Baugrundes während des Bauens, d.h. während der Gründungsphase eines Hochbaus oder generell im Untertage- und Tiefbau. Die während dieser Phase aufkommenden Erkenntnisse über den Baugrund können die konstruktiven Annahmen bestätigen oder begründen deren Modifikation. Häufig stützt sich die Baugrunddokumentation auf ingenieurgeologisch-geotechnische Boden-, Fels- oder Gebirgsklassifikationen, welche als Grundlage für die Abrechnungen von Bauleistungen herangezogen werden.

Im Rahmen der Nutzung ist schließlich bei komplexeren Bauwerken eine langfristigere Überwachung der Bauwerks-Baugrund-Wechselwirkungen notwendig. Die hierfür erforderliche Baumesstechnik ist seitens der Ingenieurgeologie mit zu konzipieren, evtl. zu installieren und zu betreuen. Derartige Messeinrichtungen liefern wichtige Erkenntnisse über die langfristigen Wechselwirkungen zwischen Baugrund und Bauwerk, ihre Auswertung stellt außerdem ein unverzichtbares Instrument zur Beobachtung des Bau- und Untergrundes dar. Auf derartigen messbaren und nachprüfbaren Beobachtungsergebnissen und deren Interpretation beruhen wesentliche ingenieurgeologische Erkenntnisse.

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